Jeder kranke Mensch braucht eine individuell passgenaue Ansprache und einen empathischen, verständnisvollen Umgang, um zu genesen. Die Frage ist nur: Wie kann man das lernen?
Wie kann man agitierte, verängstigte Patientinnen und Patienten erreichen? Menschen mit Depressionen kann man nicht wirklich aufmuntern – aber wie sollte man sie ganz konkret ansprechen? Wie erfährt man von Suizidgedanken, wie sollte man über dieses Thema reden? Und wie zum Beispiel reagiere ich, wenn mir eine Patientin oder ein Patient von seinen Halluzinationen berichtet? Im Lehrbuch steht, dass man Halluzinationen nicht bestärken soll. Aber man muss im Gespräch trotzdem darauf eingehen. Denn für die Patientin und den Patienten sind sie real und man verspielt die pflegerische Arbeitsbeziehung, wenn man nicht genügend darauf eingeht. Was also tun? Man kann einen Kompromiss finden, mit der Patientin und dem Patienten über seine Halluzinationen zu reden, ohne diese zu bestärken. Oft ist es eine Gratwanderung und erfordert ein wenig Übung und die Bereitschaft, die Patientin oder den Patienten vorbehaltlos anzunehmen.
Karin Knick lehrt an verschiedenen Fort- und Weiterbildungsinstituten, psychiatrischen und pflegerischen Einrichtungen sowie Krankenpflegeschulen psychiatrische Krankenpflege.